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Auftakt in eine neue Zukunft

Diesen Sommer wird das Industriegelände von ewl zur Bühne der Freilichtspiele Luzern. Ein passender Auftakt in eine neue Zukunft, denn in den nächsten Jahren entsteht auf dem Areal das Sicherheits- und Dienstleistungszentrum von Luzern.

20. Mai 2019Text  Carla Sahli Fotos  Selina Meier Video  Selina Meier

Das weitläufige ewl Areal zwischen Geissensteinring, SBB-Gleisen und der Industriestrasse ist ein typisches Industriegelände: lange schwarze Rohre aus Kunststoff, darauf wartend, im Luzerner Untergrund verbaut zu werden, weisse Arbeitsfahrzeuge, bereit für den nächsten Piketteinsatz. Mitten in dieser Szene ein rötliches Haus mit hohen Fenstern. An der Fassade bröckelt der verblasste Anstrich. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nur schwer erahnen, welche Veränderungen auf diesem Gelände geplant sind und wie es schon bald zum Zentrum eines bunten Geschehens erweckt wird. 


Das «Rote Haus»

Die Architekten Möri & Krebs bauten das «Rote Haus» 1929. Aufgrund des kulturhistorischen und architektonischen Werts des Gebäudes ist es als schützenswert eingestuft.


Ein Quartier im Wandel

Die Fläche des ewl Areals umfasst über 20’000 Quadratmeter, was beinahe drei Fussballfeldern entspricht. Heute befindet sich auf diesem Gelände der Hauptsitz von ewl, zusätzlich werden einige Büroflächen von Partnern genutzt. Zusammen mit der allgemeinen baugenossenschaft luzern (abl) und der Stadt Luzern will ewl die Fläche weiterentwickeln und neu gestalten. Auf dem zukünftigen Gelände sollen die Wege zwischen Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung kurz gehalten werden: Nebst Wohnbauten und Pflegewohnungen, dem Hauptsitz von ewl und Büroflächen für die städtischen Dienststellen sind auch neue Stützpunkte für die Feuerwehr, den Rettungsdienst des Luzerner Kantonsspitals, die Zivilschutzorganisation sowie die Stadtgärtnerei und das Strasseninspektorat vorgesehen. Mitten in diesem Sicherheits- und Dienstleistungszentrum soll das schützenswerte «Rote Haus» als Solitär erhalten bleiben und für die Öffentlichkeit zugänglich werden. Die Komplexität des Projekts ist enorm hoch und eine Herausforderung für die Planung. Seit Frühjahr 2018 läuft ein Architekturwettbewerb. Das Siegerprojekt wird im Mai erkoren und im Frühsommer kommuniziert, danach steht fest, wie das Gelände dereinst aussehen wird. Bis zum voraussichtlichen Baustart im Jahr 2022 ist somit noch viel zu tun. 


Industrieareal wird zur Theaterbühne

Zwischenzeitlich wird ewl das Gelände, insbesondere das schützenswerte «Rote Haus», für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Den Auftakt dazu bilden die Freilichtspiele Luzern. Diesen Sommer verlegen sie einmalig ihre angestammte Theaterbühne von der Halbinsel Tribschen auf das Industriegelände von ewl. Gespielt wird das Stück «Was ihr wollt» von William Shakespeare. Den Originaltext hat der renommierte Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann bearbeitet und ins Heute übersetzt. Wobei: übersetzen im üblichen Sinn lässt sich das Stück nicht. Einen grossen Teil der Metaphern und Wortspiele des Originals verstehen wir heute nicht mehr. Also musste Hürlimann den Text in unsere Zeit versetzen, auch in unseren Dialekt und damit in unseren Kulturraum. 


«Die Übersetzung des Stücks aus dem Jahr 1601 in unsere heutige Zeit, Kultur und Sprache dauerte über ein Jahr.»

Schauspieler wagen sich auf Glatteis

Bereits seit Februar wagen sich die Schauspieler während Proben auf Glatteis. Wortwörtlich, denn als Bühne dient eine ökologische Kunsteisbahn, welche ein spezialisiertes Luzerner Unternehmen für die Innenproben im «Roten Haus» installierte und die später bei den Aufführungen vor dem «Roten Haus» als eigentliche Bühne dienen wird. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler treten mit Schlittschuhen auf. Neben ihrem Rollenstudium müssen die Künstlerinnen und Künstler dieses Mal auch Eislaufen lernen. 


Welt voller Liebesrausch

So, wie es für Shakespeare bekannt ist, handelt das Stück von Verwirrung, Verstrickung, Verführung sowie der steten Frage, wer hier wen liebt und warum. Identitäten werden vertauscht und an der logischen und gesellschaftlichen Ordnung gezweifelt. Barbara Schlumpf ist die Regisseurin des Stücks und dirigiert die 24 Schauspielerinnen und Schauspieler gekonnt. Während rund vier Monaten und insgesamt 90 Proben haben die Künstlerinnen und Künstler im und später vor dem «Roten Haus» für die Aufführungen geübt. Auf die Frage, wie eine Liebeskomödie mit dem Umfeld eines Industrieareals harmoniert, antwortet die Regisseurin ohne zu zögern:


«Die Liebeskomödie braucht keine Idylle, sie steht und fällt mit den Menschen, den Figuren, den Spielern. Das Industrieareal steht in der pulsierenden Stadt, das passt.»

Die Symbiose zwischen dem ewl Gelände und dem Freilichttheater bildet den Anfang der neuen Arealgeschichte. Denn, wie im Theater, steht und fällt auch das zukünftige Quartier mit den Menschen, die es mit ihrer Berufung oder ihrem Besuch zum Leben erwecken werden.


Einblicke in die Theaterprobe des Stücks «Was ihr wollt».

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