Selina, was war der schwierigste Stein, den du jemals gespielt hast?
Es gab sicher viele, aber den letzten Stein an der Weltmeisterschaft 2019 vergesse ich nie: Kommt er, haben wir eine gute Chance auf die Bronzemedaille, kommt er nicht, sind wir auf dem undankbaren vierten Platz. Nach einer Woche Druck vor grossem Publikum den einen Stein zu spielen, im Wissen darum, dass es um die Medaille geht – das hat mich echt nervös gemacht. Aber: Ich habe ihn gebracht (lacht).
Worauf bist du besonders stolz?
Auf unseren Erfolg in der Schweiz. Wir wurden schon sehr jung erfolgreich. Der Druck, es auch zu bleiben, hat uns die letzten drei Jahre begleitet. Umso mehr bin ich auch auf meine Weiterentwicklung als Person stolz. Ich habe gelernt, mit dem Druck und mit der Nervosität umzugehen.
Curling ist in der Tat nichts für schwache Nerven. Würdest du dich als sehr belastbar bezeichnen?
Jetzt schon, aber es war und ist wie gesagt ein Lernprozess. Die Jahre auf dem Eis haben mich geformt. Als emotionale Spielerin habe ich mit Mentaltraining Unterstützung von aussen benötigt. Es bringt mir sehr viel, auch für meine Rolle als Skip, in die ich zuerst hineinwachsen musste. Acht Jahre lang war ich die «Kapitänin» vom Team. Da muss man einen gewissen Druck aushalten können, weil man oft wichtige Entscheidungen treffen und die letzten Steine spielen muss. Diese Erfahrung bringt mich aber auf jeden Fall auch neben dem Curling weiter.
Wie bist du zum Curling gekommen?
Durch meine Familie. Ich bin im Engadin geboren. Meine Eltern haben Openair-Curling gespielt. Als wir nach Luzern zogen, fing auch mein Bruder an, Curling zu spielen. Bald war klar, dass ich ebenfalls aufs Eis gehöre. Ich war gerade mal sieben Jahre alt.
Kommentare (1)
Toller Beitrag, bravo Selina!
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