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Der Weg vom Grüngut zum Biogas

Wussten Sie, dass Sie mit Kartoffelschalen Ihre Wohnung heizen, mit Laub kochen und mit Gülle Ihr Auto antreiben können? Seit bald zehn Jahren findet der Grünabfall der Luzerner Gemeinden und weitere Biomasse den Weg nach Inwil, wo sie zu Biogas verarbeitet und in das Erdgasnetz von ewl eingespeist werden.

08. September 2017Text  Carla Sahli Fotos  Thomi Studhalter

Kaffeesatz vom Morgen, Rüstabfälle vom Mittag oder Brotrinden vom Abend. Was bei uns im Abfall landet, wird bei der SwissFarmerPower Inwil AG (SFPI) zu Biogas und Dünger weiterverarbeitet. Das erzeugte Biogas wird in Inwil direkt in das Erdgasnetz von ewl eingespeist. Doch nicht nur Haushaltsreste werden weiterverarbeitet. Sämtliche biogene Abfälle wie Gülle und Mist aus der Tierhaltung, Industrieabfälle aus der Lebensmittelproduktion, Essensreste und Rüstabfälle aus der Gastronomie oder Gartenabfälle sind natürliche Energielieferanten. Sie werden in Inwil zu Biogas und Dünger verarbeitet. Biogas ist eine erneuerbare Energie, die genauso vielseitig einsetzbar ist wie Erdgas: Es kann als Treibstoff für Erdgasfahrzeuge oder zum Heizen und Kochen verwendet werden. Und das regional und klimaneutral.


«Mit einer Tonne Grüngut kann 1'000 km weit gefahren, sowie 150 kg CO2 und 10 kg Mineraldünger eingespart werden.»

Wie aus Biomasse Treibstoff und Dünger wird

Bei der Anlieferung der Rohstoffe für die Biogasproduktion wird zwischen festen und flüssigen Stoffen unterschieden. Flüssige biogene Abfälle werden mittels LKW oder direkt via Pipeline von Betrieben aus Landwirtschaft und Industrie angeliefert und in Vorlagetanks gesammelt. Das Festmaterial hingegen wird direkt nach der Grüngutsammlung der Gemeinden, oder von weiteren Lieferanten, in der Annahmehalle abgeladen. Mit dem Schredder wird das Material zerkleinert und das Sternsieb trennt übergrosse Stücke (Holz und Fremdstoffe wie Metalle oder Plastik) ab.


Die Biomasse wird in den Fermentern der Anlage durch den Prozess der Vergärung zu Biogas verarbeitet. Neben dem Gas verbleiben nach der Vergärung die Nährstoffe aus den organischen Reststoffen. Daraus werden Flüssigdünger und Bodenverbesserer hergestellt, die in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet werden und einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung leisten.


«Die Vergärung weist gegenüber anderen Verfahren die beste Energieeffizienz auf.»

Mit dem Biogas aus der Vergärung von einer Tonne Grüngut können 60 Liter Öl substituiert werden. Das in der Vergärung entstandene Roh-Biogas gelangt vom Gasspeicher zur Gasaufbereitung. Das Biogas besteht zu rund 60 Prozent aus Methan, einem hohen Anteil an Kohlendioxid (CO2) und einem geringen Anteil an anderen Gasen. Indem man Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff abtrennt, entsteht das zu Erdgasqualität aufbereitete Biogas mit einem Methangehalt von über 96 Prozent. Nach entsprechender Druckerhöhung und Odorierung (Beigabe des typischen Erdgasgeruchs) wird das aufbereitete Biogas in das Erdgasnetz eingespeist.


Die Entstehung differenziert Biogas und Erdgas

Biogas und Erdgas unterscheiden sich lediglich in der Entstehung. Erdgas ist ein natürlich vorkommender, fossiler Energieträger, der vor zirka 20 bis 600 Millionen Jahren aus grossen Mengen abgestorbener Kleinstlebewesen entstand. Biogas hingegen entsteht durch die Vergärung von biogenem Material wie Grünabfällen, Mist oder Gülle. Aus diesem Grund wird Biogas als erneuerbare Energie betrachtet, deren CO2-Emissionen aus der Verbrennung die Atmosphäre nicht zusätzlich belasten.


Aktionäre als Abnehmer

Das von SFPI produzierte Biogas wird vollumfänglich an die Aktionäre verkauft. Zu diesen zählen 75 Landwirte aus der Region sowie Grossunternehmen wie ewl, die Erdgas Zentralschweiz AG, die fenaco und weitere Energieunternehmen.


Die Zeit ist reif, kommen Sie vorbei!

Dieses Jahr feiert die SFPI ihr zehnjähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums ist es möglich am Tag der offenen Tür am 16. September die Biogasanlage zu besichtigen. Von der Annahmestelle bis hin zur Gasaufbereitung erfahren Sie bei den regelmässigen Führungen, wie aus Kuhmist Treibstoff wird. Für Ihr Wohl, wie auch für die Unterhaltung der Kleinen, ist gesorgt.


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