Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)

Gegenwind für Windenergie?

Der Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien steht unvermindert im Fokus der ewl Strategie. Dazu gehört auch die Erzeugung von Windenergie – doch das Umfeld in der Schweiz ist herausfordernd.

19. November 2019Text  Irene Wrabel Fotos  Gries Wind AG

Wind ist eine Naturgewalt. Er weht uns als erfrischende Brise bei sommerlichen Temperaturen um die Nase, pfeift uns bei Regen um die Ohren und entfaltet so manches Mal auch eine gewaltige zerstörerische Kraft. Doch er hat auch eine sehr nützliche Seite: Man kann mit Wind Strom erzeugen. Windräder nutzen die Energie der anströmenden Luft zur Rotation der Flügel. Die auf diese Weise erzeugte mechanische Energie wird von einem Generator in elektrische Energie umgewandelt. Das macht Wind zu einer wertvollen Ressource im Bereich erneuerbare Energien. Aus Windkraft erzeugte Elektrizität ist vor allem im Winter, wenn weniger Strom mit Sonnen- und Wasserenergie erzeugt werden kann, besonders wertvoll.


«Die Schweizer Windproduktion entspricht dem Stromverbrauch von 36’500 Haushalten.»

Schlusslicht Schweiz

Die ersten windgetriebenen Generatoren zur Stromerzeugung gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts. In der Schweiz wurde die erste Windenergieanlage 1986 in Langenbruck BL in Betrieb genommen. Mit einer Produktionsmenge von 28 Kilowatt fiel ihre Leistung aber noch eher bescheiden aus. Heute gibt es in der Schweiz insgesamt 37 Windenergieanlagen. Von fünf davon hat sich ewl die Energie gesichert. Weitere Beteiligungen hält ewl an sieben Windparks in Deutschland und Frankreich. Die durchschnittliche Produktionserwartung aller Windanlagen in der Schweiz liegt aktuell bei 128 Millionen Kilowattstunden. Dies entspricht dem Stromverbrauch von rund 36’500 Schweizer Haushalten oder weniger als 0,2 Prozent des gesamten Stromverbrauchs unseres Landes, der aktuell bei 57,6 Milliarden Kilowattstunden liegt. Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz damit aber schlecht ab. Im EU-Durchschnitt werden mittlerweile 14 Prozent des Strombedarfs aus Windenergie gedeckt. Spitzenreiter ist Dänemark mit einem Anteil von satten 41 Prozent. Auch bei unseren direkten Nachbarn liegt die Windquote viel höher: Österreich etwa kommt auf rund zehn Prozent, Deutschland liegt sogar bei 21 Prozent.


Schwieriges Umfeld

Woran liegt der Schweizer Rückstand? Der Ausbau von Produktionsanlagen für Windenergie stagniert in der Schweiz – im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarn – seit Jahren. Die Gründe sind vielschichtig. Einerseits unterscheiden sich die topografischen Verhältnisse hierzulande stark von denen anderer europäischer Länder. Ein grosser Teil des Landes ist alpin oder sogar hochalpin geprägt. Die Modellierung von Windverhältnissen und den damit einhergehenden Turbulenzen ist deshalb komplex und der Bau sowie der Transport in steilem Gelände eine Herausforderung. Zudem muss die produzierte Elektrizität auf eine nahe Mittel- oder Hochspannungsleitung abgeführt werden können. Andererseits stellt auch die hohe Siedlungsdichte in der Schweiz eine Schwierigkeit dar. Denn die Windkraftanlagen liegen so näher an bewohnten Flächen. Verständlich also, dass hier die Zahl besorgter Stimmen höher ist. Bedenken in Bezug auf eine Beeinträchtigung unserer Landschaftsressourcen und die erwarteten Lärmemissionen werden von den Kritikern als Argumente ins Feld geführt. Auch mögliche Einflüsse der Anlagen auf die Tierwelt wie etwa auf Vögel und Fledermäuse werden diskutiert. Logische Konsequenz dieser Unsicherheit ist der zögerliche Ausbau.

Um die Windenergie in der Schweiz populärer zu machen und mehr Anlagen zur Stromerzeugung durch Windkraft erstellen zu können, müssen also noch mehr verlässliche Analysen und Untersuchungen gemacht werden. Die Schweizer Energieversorger begegnen dem schwierigen Umfeld unterdessen mit vermehrten Beteiligungen an Windparks im Ausland, wenn sie diese Ressource in ihren Mix integrieren wollen.


«Denn fest steht, in der Kraft des Windes steckt noch viel Potenzial. »

Im Jahr 2018 stammten 51,8 Prozent des gesamten von ewl an die Kunden gelieferten Stroms aus erneuerbaren Energien. Davon wird zwar bisher nur ein kleiner Anteil mit Windkraft erzeugt. Dieser Anteil soll aber weiter ausgebaut werden. Denn die Schweiz hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Bis zum Jahr 2050 sollen Windenergieanlagen rund 4’000 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren.


Und was denken Sie?

Kommentare (10)

08.06.2020 | René Hagmann

Windenergieanlagen sollen nur gefördert werden wenn der Lärmschutz gewährleistet werden kann, d.h. neben dem normalem Lärm auch vor dem Infraschall der sehr schädlich und störend ist. Da Infraschall bis zu 50 km weit gemessen werden kann, wird von verantwortungsbewussten Ärzten ein Sicherheitsabstand von 3 bis 5 km zu Wohnhäusern gefordert. Um auch empfindliche Menschen zu schützen sollte der Abstand der Wohngebiete zu den Windanlagen sogar 10 km sein.

13.01.2020 | B. Meyer

Guten TagDas CO2 ist nicht das Problem, es lässt sich nur gut vermarkten und zu Geld machen. Der CO2-Gehalt in der Luft beträgt nur ungefähr 0.03%!Unseren Sauerstoff-Gehalt (ca. 21%) in der Luft müssen wir aufrecht erhalten mit Bäume pflanzen zum Beispiel und dies kostet! Windräder sind keine Option für eine bessere Zukunft.Mit freundlichen Grüssen, B. Meyer

13.01.2020 | Studer Eugen

Die Schweiz ist zu stark besiedelt für Windkraftanlagen. Die Schweiz soll nicht noch weiter "zugebaut" werden. Auf bestem Weg sind neue und weit effizientere Energieerzeugungsanlagen als Windkraftanlagen. Damit sind wir weit früher als 2050 in der Lage die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen.

12.01.2020 | Marcel

Wir brauchen uns mit unserem bereits sehr sauberen Strommix i.S. Windkraft nicht mit Ländern messen, welche eine sehr schmutzigen Stromproduktion haben oder gute Windlagen am Meer. Die Unmengen von Beton für das Fundament, der Bau-Aufwand (LKWs und Helikopter-Einsätze), die kaum wiederverwendbaren Faserverbundstoffe und der Energieaufwand zum Bau einer grossen Windturbine führen dazu, dass Windkraft – hierzulande – eben gar nicht so ökologisch ist. Wir haben 60% erneuerbare bestehende Wasserkraft mit Ausbaupotenzial für Wetter-unabhängigen Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit, fördern PV-Anlagen auf den Dächern, da sind überdimensionale Windkraftmonster hierzulande schlicht überflüssig. Anders ist das eben in Ländern mit viel fossiler Stromerzeugung wie z.B. Polen oder Deutschland, oder welche gute Windlagen in kaum besiedelten Regionen verfügen, dort zieht der Ökologische Vorteil, hier aber nicht.

12.01.2020 | Max Bürli

Objektiv betrachtet lohnt sich die Stromproduktion mit Windkraftanlagen in der Schweiz nicht. Der Wind in der Schweiz reicht nicht um Windkraftanlagen rentabel zu betreiben. Oder, die kWh wird durch den Konsumenten subventioniert!

12.01.2020 | Claudia Bürli

Ohne gesicherte KEV auf die nächsten 20 Jahre würde kein Initiant eine WKA bauen. Und wenn es sich nach 20 Jahren nicht mehr rechnet, zahlt der Bürger auch den Rückbau der Anlagen!

11.01.2020 | Josef Gut

Die Energieeffizienz ist angesichts der Landschaftsverschandelung, der grauen Energie, der Gefahren für die Tierwelt und Grundwasser usw. völlig ungenügend.

11.01.2020 | Pancho Villa

Die Schweiz ist für Windkraftwerke ungefähr so gut geeignet wie Holland für Wasserkraftwerke. Mit viel Tricksen, Schönrechnen und unendlichem Subventionieren können könne man auch dort ein paar Promille zum Landesstromverbrauch herausholen.

11.01.2020 | Alexandra

GEO lesen vm 2019. sehr interessanter Bericht über Bussarde und Milan sterben wegen Windrädern.

11.01.2020 | Heiri Knaus

Sie haben die Gründe für das Stagnieren der Windkraft mehr oder weniger richtig dargestellt. Was Sie vergessen haben zu erwähnen, dass das Windaufkommen im Binnenland Schweiz dermassen niedrig ist, dass sämtliche bis dato gebauten Anlagen lediglich zwischen 5 - 20 % Ihrer möglichen Nennleistung abliefern. Dies aufgrund der schlechten Windverhältnisse. Je weiter von den Meeresküsten entfernt, umso schlechter die Windverhältnisse. Und die Schweiz liegt nun einmal im Kern von Europa. Die geplanten 800 - 1000 Anlagen die Sie im Beitrag nennen, werden heute schon von der AXPO und der UBS stark angezweifelt. Das ist auch der Grund, warum bereits heute einige Energiekonzerne Ihre Beteiligungen in Offshore Windparks im Ausland investieren. Nur dank den höchsten KEV Subventionsbeiträgen in Europa von 20 Rp/kWh werden diese Anlagen in der Schweiz überhaupt noch geplant. Das sind 11 Rappen mehr als man für PVA Anlagen subventioniert. Es wird Zeit, dass man einsieht, dass diese Windkraftprojekte in der Schweiz keinen essentiellen Beitrag zur Energiewende leisten, und lediglich zu einem exorbitanten Preis die Landschaft verschandeln, Vögel und Fledermäuse töten, Insekten schreddern, und Liegenschaften und Naherholungsgebiete entwerten. Die Behörden und das BFE haben schlecht geplant, die Bevölkerung nicht in den Planungsprozess miteinbezogen, keine klaren gesetzlichen Regelungen für diese Industriegiganten (240 Meter, 5-6000 Tonnen) getroffen, und müssen sich nun über die Reaktion der Bürger nicht wundern. Hier gilt es rechtzeitig zu erkennen, dass dies eine Fehlplanung ist, bevor wir am Schluss in der Schweiz 2-300 Windruinen in der Landschaft stehen haben, die niemand mehr finanzieren will.

Neuen Kommentar schreiben