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Fische erhalten beim Kraftwerk Thorenberg eine Treppe

Die neue Fischtreppe von ewl nahe des Kraftwerks Thorenberg in Littau ist in Betrieb. Seit Kurzem können dort Äschen, Bachforellen und andere einheimische Fischarten ungehindert die kleine Emme auf- und abschwimmen.

29. März 2023Text  Rahel Lüönd, Esther Schmid Fotos  Rolf Stalder, Karin Distel

Die Schweiz ist ein Wasserschloss – und diesem herrschaftlichen Erbe haben wir es zu verdanken, dass fast 60 Prozent unseres Stroms aus der erneuerbaren Wasserkraft stammt. Die Kraftwerke haben aber auch einen Einfluss auf die Pflanzen und Tiere, die im und rund ums Wasser leben. Wenn beispielsweise Fische laichen wollen, schwimmen sie nach oben Richtung Quelle. Das Wasser enthält dort mehr Sauerstoff und das Nahrungsangebot ist reichhaltiger. Ist jedoch das Gefälle gross – was für die Stromproduktion von Vorteil ist – schaffen es die Fische nicht mehr den Fluss hinauf.


Wehr wurde ökologisch aufgewertet

Mithilfe von sogenannten Fischtreppen können die Tiere diese Hürde in kleinen Schritten überwinden. Sie hüpfen dann quasi von Stufe zu Stufe in kleine Becken, bis sie das Hindernis passiert haben. Projektleiter Rolf Stalder von ewl erklärt: «Beim Stauwehr des Kraftwerks Thorenberg fehlte eine solche Fischtreppe. Das hat sich nun geändert.» Bereits im vergangenen Sommer haben die Bauarbeiten begonnen, die das Wehr ökologisch aufwerten. Dafür hat ewl im Vorfeld eine Studie gemacht und abgeklärt, welche Variante am Zielführendsten ist. Rolf Stalder: «Wir freuen uns, dass wir die gesamte Wasserfassung entsprechend erneuern konnten.» Auch der Spazierweg und die Fussgängerbrücke wurden neu gebaut. Später, im Jahr 2024, wird der Kanton zudem den Hochwasserschutz im Gebiet der Wasserfassung realisieren.


Sicher den Fluss hoch und runter

Die Fischtreppe selber beinhaltet eine Zähleinrichtung, mit dem sich die Fische beziffern lassen. Das Restwasser aus dem Wehr läuft nun über die Fischpassage, was eine zusätzliche Strömung generiert. «Diese lockt die Fische an, da sie sich grundsätzlich zur Strömung hin orientieren», erklärt Rolf Stalder. Eine Kombination von Grob- und Feinrechen hält die Fische vom Einstieg in den Thorenbergkanal ab, wo sich die Turbine befindet. So gelangen sie unversehrt flussabwärts.

Mit Massnahmen wie diesen unterstützt ewl die Artenerhaltung und Biodiversität in der unmittelbaren Umgebung ihrer Tätigkeiten. Das Engagement dafür liegt ewl am Herzen. So sind bereits mehrere Produktionsanlagen mit dem Gütesiegel «naturemade star» zertifiziert. Es steht für besonders umweltschonend produzierte Energie im Einklang mit Pflanzen und Tieren in der Umgebung.


Nach dem Bau folgt das Monitoring

Das Bauprojekt an der Kleinen Emme ist eine von vielen durch den Bund initiierten und finanzierten Aufwertungen von Wasserkraftwerken. Das neue Gewässerschutzgesetz verlangt von den Kraftwerksbetreibern, dass sie bis 2030 fischfreundlicher werden. Dank dieser Initiative ist für die Fische in den nächsten Jahren viel in Bewegung.

Die sanierte Wasserfassung beim Kraftwerk Thorenberg wurde im Frühjahr 2023 in Betrieb genommen. Abgeschlossen ist das Projekt für ewl damit aber noch nicht. «Was noch folgt, ist das Monitoring der Anlage. Dabei werden wir während zwei Jahren überprüfen, ob und wie die Fische ihre neue Treppe tatsächlich nutzen», so Rolf Stalder.


3 Fragen an Rolf Stalder

Wie viele Fische werden voraussichtlich das Stauwehr Schachenheim passieren?
Das ist schwierig zu schätzen, in zwei Jahren wissen wir mehr. Ich gehe aber davon aus, dass es ein paar tausend Fische pro Jahr sein werden.

Kann man die Fische beim Aufstieg beobachten?
Über den Treppen haben wir einen begehbaren Gitterboden erstellt. Von dort aus hat man vielleicht Glück und kann vereinzelte Fische sehen.

Was waren die grössten Herausforderungen bei diesem Bauprojekt?
Die Kleine Emme selbst. Trotz Schutzdamm wurde die Baustelle bereits dreimal überflutet und musste anschliessend aufwändig geräumt werden. Die Kleine Emme ist ein Wildbach und daher unberechenbar. Ein Flussmonitoring erlaubt den Bauarbeitern, sich jeweils rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich zurückzuziehen. Eine komplette Abdichtung der Baustelle gegenüber allen möglichen Hochwassern wäre nicht finanzierbar.


Wasserkraftwerk Thorenberg – eines der ersten Elektrizitätswerke der Schweiz

Das Kraftwerk Thorenberg ist ein Laufwasserkraftwerk an der Kleinen Emme auf dem Gebiet des Luzerner Stadtteils Littau. Das Kraftwerk mit Inbetriebnahme im Jahr 1886 zählt zu den ersten Elektrizitätswerken des Landes. Es gilt zudem als erstes Wechselstromkraftwerk der Schweiz, das ein Stromnetz mit Mittelspannungs- und Niederspannungsebene mit Energie versorgte. Damit trug die Wasserkraft im Kanton Luzern schon sehr früh zur Stromerzeugung bei – und leistet dank dem Kraftwerk Thorenberg bis heute einen wichtigen Beitrag für die Produktion von ökologischem Strom.

Die Kraftwerkanlage Thorenberg nutzt das Gefälle der Kleinen Emme. Über einen Kanal gelangt das Wasser des Flusses zum Kraftwerk. Dabei sorgt das zugehörige Wehr bei Schachenheim (Gemeinde Malters) für einen gleichbleibenden Pegelstand. Es staut das Wasser und führt es zum Kraftwerk. Die in den Oberwasserkanal abfliessende Wassermenge lässt sich mit Hilfe von Einlaufschützen regeln. Nach Durchlaufen der Turbinen gelangt das Wasser in einem Unterwasserkanal schliesslich wieder in die Kleine Emme. 

  • Gefälle: 14 m
  • Maximaler Wasserdurchfluss (Nutzung für die Wasserkraft): 6.5 Kubikmeter pro Sekunde
  • Nennleistung der Turbine: 787 kW
  • Einspeiseleistung: 725 kW

 

Schauen Sie sich jetzt den Bau der Fischtreppe im Zeitraffer an:

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