23.06.2022 | Aktualisiert am 09.04.2025 | Lesezeit: 4min
Wärmenetze für die Stadt Luzern
Die Stadt Luzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimafreundlich zu heizen. ewl will einen bedeutenden Beitrag dazu leisten. Wo in der Stadt künftig über Wärmenetze geheizt werden soll und wo weitere erneuerbare Heizmöglichkeiten bestehen, zeigen die Resultate zur «Planung thermische Netze» für die Stadt Luzern. Für die Realisierung der Wärmenetze arbeiten die Stadt und ewl zusammen. In unserem Beitrag finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

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Text
Esther Schmid Medienverantwortliche für Wärme, Telekom, Rechenzentrum Stollen Luzern
Inhalt
Erneuerbare Heizungen sollen fossile Heizungen bis 2040 in der Stadt Luzern ersetzen. Doch welche erneuerbare Energie empfiehlt die Stadt konkret für welchen Standort? Und welche Alternativen sind darüber hinaus möglich? Die Website www.klimafreundlichheizen.ch der Stadt Luzern soll bei der Suche nach dem passenden erneuerbaren Heizsystem unterstützen.
Wärmenetze gewinnen an Bedeutung
Klar ist: Wärmenetze werden in der Stadt Luzern stark an Bedeutung gewinnen. See-Energie kann zusammen mit Fernwärme künftig mehr als die Hälfte des Wärmebedarfs der Stadt Luzern ökologisch abdecken. Damit kann der lokale CO2-Ausstoss um rund einen Viertel reduziert werden. Die Perimeter für die neuen Wärmenetze werden durch die Stadt in enger Zusammenarbeit mit ewl festgelegt. Auch für die Realisierung dieser Wärmenetze werden die Stadt Luzern und ewl verstärkt zusammenarbeiten. «Mit dem weiteren Ausbau der Wärmenetze wollen wir entscheidend zur klimaneutralen Zukunft in Luzern beitragen,» sagt Patrik Rust, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ewl.
Aktueller Stand zum Ausbau der Wärmenetze
Für die geplanten neuen Wärmenetze in Luzern sind umfassende Vorstudien nötig. Solche Studien führt ewl derzeit für das linke Seeufer, das rechte Seeufer und für das Gebiet Würzenbach durch. In den Studien geht es darum, den Bedarf an Wärme und Kälte im Gebiet detailliert abzuschätzen. Auch technische Machbarkeitsabklärungen gehören dazu. Für den späteren Netzausbau müssen wir bereits jetzt geeignete Rahmenbedingungen schaffen und Trassen für die Leitungen sichern. Entscheidend sind auch die Standorte für neue Energiezentralen, die es zur Versorgung mit der klimafreundlichen Wärme in den drei geplanten Versorgungsgebieten benötigt. Es gilt, passende Standorte zu finden, wo wir die wenigen, aber sehr grossen Energiezentralen von mehreren Tausend Quadratmetern unterbringen können. Inzwischen haben ewl und die Stadt Luzern unter Einbezug diverser Anspruchsgruppen aus ursprünglich 100 Standorten fünf Standorte identifiziert, die für die notwendigen, grösstenteils unterirdischen Energiezentralen am geeignetsten sind.
Versorgungsgebiet linkes Seeufer: Für den Standort der neuen See-Energie-Zentrale Wartegg wird im Tribschen eine Fläche im Untergrund des Kunstrasens Wartegg West weiterverfolgt. Für die zwei weiteren Energiezentralen in der Innenstadt ist ein Standort im Gebiet Kleinmatt vorgesehen, ein anderer soll unterirdisch in die Sportanlage Bruch integriert werden.
Versorgungsgebiet rechtes Seeufer: Hier wird ein Standort an der Haldenstrasse weiterverfolgt. Genauer unter den beiden Tennisplätzen des Tennisclubs Tivoli.
Versorgungsgebiet Würzenbach: Hier ist aktuell eine unterirdische Zentrale unter dem Carparkplatz Brüelmoos vorgesehen.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Nach dem wichtigen Entscheid über die Weiterverfolgung der geeignetsten Zentralen-Standorte konkretisieren die Stadt und ewl die Planung. Die technische Machbarkeit sowie die städtebaulichen Studien werden voraussichtlich bis Mitte 2025 vorliegen. Bei letzteren geht es etwa um die Frage, wie die grossen Anlagen in den Umgebungsraum integriert werden – mit dem Ziel, die langfristige Nutzung wieder zu ermöglichen, Mehrwerte zu schaffen und den lokalen Gegebenheiten wie dem Orts-, Landschafts- oder Baumschutz sowie der historischen Ortsbedeutung angemessen Rechnung zu tragen. Nach der Sicherung der Standorte geht ewl von einem Zeitraum von zirka vier Jahren für die Detailplanung, das Bewilligungsverfahren sowie die Umsetzung erster See-Energie-Zentralen und Netzabschnitte aus.
Die städtischen und kantonalen Fachstellen sowie die Planer- und Naturschutzverbände werden dabei weiterhin aktiv einbezogen. Auch sind Stadt und ewl mit den betreffenden Quartiervereinen und Nutzenden der betroffenen Flächen im Dialog. Es ist vorgesehen, die Anwohnenden an Quartierveranstaltungen direkt über das jeweilige Projekt zu informieren.
Informationen zur aktuellen Phase finden Sie jeweils auf diesem Blog. Unter www.klimafreundlichheizen.ch finden Sie stets auch den aktuellen Stand der «Planung thermische Netze» (früher: Energieplanung 2.0) für die Stadt Luzern. Die dort dargestellten Versorgungsperimeter und Termine werden mit den Erkenntnissen aus den Machbarkeitsstudien voraussichtlich Mitte 2025 aktualisiert.
Planung thermische Netze
Meine Immobilie liegt in einem der vorgesehenen Versorgungsgebiete für Fernwärme/See-Energie gemäss der Website www.klimafreundlichheizen.ch. Was bedeutet das für mich?
Diese strategische Planung der Stadt Luzern zeigt auf, wie nach heutigem Wissen die Wärmeversorgung in Zukunft sein könnte und wo mit welchen Energieträgern geheizt werden soll. In diesen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die vorgesehene Wärmeverbundlösung realisiert wird. Die konkrete Machbarkeit muss aber jeweils in Vorstudien geklärt werden. Zurzeit erarbeitet ewl Vorstudien für das linke Seeufer (Teile der Quartiere Langensand, Sternmatt, Obergrund, Neustadt, Hirschmatt, Bruch sowie Basel-/Bernstrasse), das rechte Seeufer (Teile der Quartiere Halde, Bellerive, Wesemlin, Hochwacht und Maihof) sowie das Gebiet Würzenbach (Teile der Quartiere Würzenbach und Oberseeburg). ewl prüft dabei auch, ob sich Wärmeverbunde sogar in noch etwas grösseren als in den heute bezeichneten Gebieten wirtschaftlich betreiben lassen.
Wie ist die Jahreszahl zum Verbundgebiet zu verstehen, die unter www.klimafreundlichheizen.ch bei meinem Standort angegeben wird?
Das ist eine strategische Planung nach dem heutigen Wissensstand. Die Jahreszahlen sind Schätzungen. Sie gehen von einem optimalen Projektverlauf aus und geben an, ab wann in diesem Gebiet voraussichtlich erstmalig mit netzgebundener Wärmeenergie gerechnet werden kann. Die Realisierung eines Wärmeverbundes dauert im Minimum fünf Jahre.
Was kann ich tun, wenn meine Heizanlage vor dem möglichen Anschluss an ein Wärmenetz saniert werden muss?
Bis zum Anschluss an ein Wärmenetz empfehlen die Stadt Luzern und ewl in den Gebieten der zukünftigen Wärmenetze bis auf weiteres, bestehende Heizlösungen wenn immer möglich bis zum Anschluss ans Wärmenetz weiter zu betreiben und bei einem Defekt reparieren zu lassen. Falls doch ein Ersatz des Heizkessels nötig wird, sind die gesetzlichen Vorgaben zu beachten. Hier den Durchblick zu behalten, ist nicht ganz einfach. Die Umweltberatung Luzern bietet unkomplizierte und kostenlose Unterstützung: www.umweltberatung-luzern.ch
Unter www.klimafreundlichheizen.ch sehe ich für meinen Standort die Empfehlung «Fernwärme / See-Energie». Ist diese Energiequelle vorgegeben oder gibt es Auswahlmöglichkeiten?
Gemäss Artikel 6 des kantonalen Energiegesetz (KEnG) kann die Gemeinde eine Anschlusspflicht im Einzugsgebiet von thermischen Netzen verlangen. Die Stadt Luzern hat bis heute jedoch von dieser Möglichkeit abgesehen. ewl unterstützt diese zurückhaltende Praxis der Stadt und bevorzugt attraktive Angebote für Kundinnen und Kunden anstelle von Pflichtanschlüssen.
Was ist, wenn ich bereits eine Wärmepumpe habe, nun aber unter www.klimafreundlichheizen.ch für meinen Standort «Fernwärme / See-Energie» empfohlen wird? Darf ich die Wärmepumpe behalten oder muss ich das Heizsystem wechseln?
Dass ein Wechsel zu einer anderen erneuerbaren Energiequelle erfordert wird, ist gemäss heutigem Stand unwahrscheinlich. Gemäss Artikel 6 des kantonalen Energiegesetz (KEnG)) kann die Gemeinde jedoch eine Anschlusspflicht im Einzugsgebiet von thermischen Netzen verlangen. Die Stadt Luzern hat bis heute jedoch von dieser Möglichkeit abgesehen. ewl unterstützt diese zurückhaltende Praxis der Stadt und bevorzugt attraktive Angebote für Kundinnen und Kunden anstelle von Pflichtanschlüssen.
Bisher heize ich mit Gas. Unter www.klimafreundlichheizen.ch sehe ich für meinen Standort jedoch die Empfehlung «Fernwärme / See-Energie». Wird jemand dazu auf mich zukommen oder muss ich selber aktiv werden?
Nein, aktuell nicht. Auf der Website www.klimafreundlichheizen.ch ist der Stand der jeweiligen Projekte ersichtlich. Sobald klar ist, welche Immobilien an den Wärmeverbund angeschlossen werden können, werden wir weiter informieren.
Ich möchte nicht mehr mit Gas heizen. Welches erneuerbare Heizsystem ist das Beste?
Das hängt vom Standort Ihrer Liegenschaft ab. Geben Sie die Adresse im Adressfeld auf der Startseite von www.klimafreundlichheizen.ch ein und sehen Sie dort, welches erneuerbare Heizsystem gemäss Resultaten der Planung thermische Netze (früher: Energieplanung 2.0) empfohlen ist. Je nach Standort gibt es neben der empfohlenen Lösung auch Alternativen. Zu allen Heizsystem finden Sie zudem die Vor- und Nachteile.
Soll ich meine Gasheizung ersetzen, auch wenn sie noch nicht am Ende ihrer Lebensdauer angekommen ist?
Das kommt auf den Standort Ihrer Liegenschaft an. Wird gemäss Aussagen von www.klimafreundlichheizen.ch an Ihrem Standort in absehbarer Zeit ein Wärmenetz vorliegen, lohnt es sich eventuell zu warten. An anderen Standorten kann es sinnvoll sein, die Gasheizung vorzeitig zu ersetzen. Der vorzeitige Ersatz einer Gasheizung wird mit dem Förderprogramm «Desinvestitionsbeitrag» von der Stadt Luzern gefördert: Sie erhalten 50 Prozent des Restwertes bis zu einem Heizungsalter von zehn Jahren.
Meine Gasheizung ist erst ein paar Jahre alt und funktioniert noch lange. Kann ich die Gasheizung so lange nutzen, wie sie funktioniert?
Nein. Im September 2022 hat die Luzerner Bevölkerung Ja zur neuen Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern gesagt. Diese hat zum Ziel, die energiebedingten Treibhausgasemissionen bis 2040 auf null zu senken. Spätestens dann wird kein fossiles Erdgas für Raumwärme und Warmwasser mehr zur Verfügung stehen. Die konkrete Aufhebung der Gasversorgung ist noch nicht definiert. Wird die Gasversorgung für Ihre Liegenschaft aufgehoben, werden Sie mindestens 10 Jahre im Voraus informiert.
Wer seine Heizung vorbeugend ersetzen will, sieht seine Optionen unter www.klimafreundlichheizen.ch. Muss ein Heizkessel dringend ersetzt werden und kann nicht mehr mit Reparaturen in Betrieb gehalten werden, sind die gesetzlichen Vorgaben zu beachten. Hier den Durchblick zu behalten, ist nicht ganz einfach. Die Umweltberatung Luzern bietet unkomplizierte und kostenlose Unterstützung: www.umweltberatung-luzern.ch
Darf ich wieder eine Gasheizung einbauen?
Das kommt auf den Standort Ihrer Liegenschaft an: Das revidierte Bau- und Zonenreglement (BZR) sieht in Art. 79 ein Teilverbot fossiler Wärmeerzeugung vor. Für weitere Informationen lesen Sie die Planungshilfe Verbot fossiler Wärmeerzeugung (Art. 79 BZR)
Ich entnehme der Klima- und Energiestrategie der Stadt Luzern, dass Gas in Luzern keine Zukunft hat. Was passiert mit der Gasversorgung in diesem Rahmen?
Im Rahmen der Klima- und Energiestrategie wird spätestens 2040 kein fossiles Erdgas für Raumwärme und Warmwasser mehr zur Verfügung stehen. Die konkrete Aufhebung der Gasversorgung ist noch nicht definiert. Wird die Gasversorgung für Ihre Liegenschaft aufgehoben, werden Sie mindestens 10 Jahre im Voraus informiert.
Die Stadt Luzern und ewl haben fünf Standorte identifiziert, die für die notwendigen Energiezentralen (für das linke Seeufer, das rechte Seeufer und Würzenbach) am geeignetsten sind. Warum wurden diese Standorte ausgewählt?
Die Standortauswahl basiert auf einem Kriterienkatalog, bei dem rechtliche, fachliche, ökologische und strategische Grundlagen ausschlaggebend waren. Es fand eine umfassende Interessenabwägung durch ewl und die Stadt Luzern statt. Im städtischen Umfeld stehen solch grosse Infrastrukturanlagen immer im Konflikt zu anderen Interessen. Eine möglichst geringe Anzahl von Zielkonflikten war daher ein bedeutendes Kriterium für die Wahl der möglichen Standorte. Wichtig waren beispielsweise die Nähe zum See, die Erschliessbarkeit mit den notwendigen Leitungen sowie die zeitnahe und mit anderen städtebaulichen Prozessen abgestimmte Umsetzung. Ebenso zentral waren Kriterien wie der Untergrund, das Platzangebot und die Möglichkeit, die heutige Nutzung des Standorts nach dem Bau der unterirdischen Zentralen wieder zu ermöglichen.
Gibt es einen Austausch- oder Infoanlass für die Anwohnenden zu den geplanten Energiezentralen?
Die Stadt Luzern und ewl koordinieren mit den betroffenen Quartiervereinen das Kommunikationsvorgehen und entsprechende Massnahmen. Es ist vorgesehen, die Anwohnenden an Quartierveranstaltungen direkt über das jeweilige Projekt zu informieren.
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