Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)

Zwei Generationen – zwei Perspektiven?

In den guten alten Zeiten lebte man besser – trotz Verzicht auf so manche Annehmlichkeiten. Sagen die Nostalgiker. Doch viele von uns können sich ein Leben ohne Internet, Heizung und allerlei elektrischen Helfern nicht mehr vorstellen. Machen uns diese Errungenschaften nun zufriedener? Oder kommt es darauf gar nicht so sehr an?

28. November 2018Text  Irene M. Wrabel Fotos  Thomi Studhalter

Lotti und Flavia Ruckstuhl wuchsen in Epochen auf, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie sind Grossmutter und Enkelin, rund 63 Jahre liegen zwischen den beiden. Wie beurteilen sie die Vorzüge der unterschiedlichen Zeitspannen? Flavia, die im Sommer 2018 ihre KV-Lehre bei ewl abgeschlossen hat und ihre Grossmutter beantworten drei Fragen aus ihren persönlichen Perspektiven. Schnell wird klar, dass Lotti die Annehmlichkeiten von heute nicht vermisst hat. Aber auch, dass Flavia sie nicht missen möchte.

In welcher Epoche würden Sie gern leben: in der damaligen oder heutigen? Und warum?

Lotti: Früher hatten wir weniger, wir waren aber trotzdem zufrieden. Jetzt habe ich eine schöne Wohnung mit allen Annehmlichkeiten. Das geniesse ich natürlich, aber trotzdem würde ich das, was wir hier hatten, niemals missen wollen. Und jetzt, wo aller Komfort da ist, würde ich sofort wieder einziehen!

Flavia: Ich finde das alles wirklich sehr schön und idyllisch – aber selbst heute, wo das Haus moderner ist, könnte ich hier wohl nicht leben, das wäre mir zu abgelegen. Und wenn ich mir vorstelle, wie das damals gewesen sein muss, ohne Badezimmer, ohne Zentralheizung, dann bin ich mir sicher, dass ich lieber heute lebe.


Worauf können beziehungsweise konnten Sie nicht verzichten?

Lotti: Worauf ich niemals hätte verzichten wollen, war das Tanzen! Ich bin jedes Wochenende nach Luzern gegangen – und bin dann morgens um fünf Uhr eine halbe Stunde zu Fuss nach Hause gewandert. Gefährlich war das nicht, ich hatte immer Begleitung, die aufgepasst hat.

Flavia: All den Komfort einer modernen Wohnung, den ich heute geniesse, möchte ich natürlich nicht missen. Ich bin es aber auch nicht anders gewohnt. Auch darauf, dass ich mitten in der Stadt lebe, möchte ich nicht verzichten. Und ohne Smartphone ginge es heute wohl auch nicht mehr!


Was bedeutet beziehungsweise bedeutete damals Luxus für Sie persönlich?

Lotti: Das Radio war für uns damals schon ein Luxus. Das haben wir sehr viel gehört. Aber wir haben auch viel zusammen gemacht und uns miteinander beschäftigt, wie etwa beim Jassen. Und wir hatten auch ein Telefon, das hing an der Wand. Aber so viel telefoniert, wie das die Leute heute tun, wurde damals nicht.

Flavia: Ich habe heute alle Möglichkeiten, geniesse eine gute Ausbildung, ich kann reisen und selbst entscheiden, was ich tun will. Das ist für uns heute ganz normal, aber wenn man es mit früher vergleicht, ist es wohl schon Luxus. Ebenso, wie keine materiellen Sorgen zu haben.


Kommentare

Keine Kommentare vorhanden

Neuen Kommentar schreiben