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Ökologisches Herzblut vereint mit ethischer Wirtschaftlichkeit

Professor Dr. Bruno Staffelbach - Rektor der Universität Luzern und ordentlicher Professor für Betriebswirtschaftslehre - im flux Gespräch zu den ökologischen und ethischen Herausforderungen von gestern, heute und morgen. Sein Herz schlägt für die Schweiz und das Internationale Rote Kreuz, wo er seit 2011 im Vorstand ist.

07. August 2020Text  Petra Arnold Fotos  Petra Arnold

Bruno Staffelbach, Sie haben zu «Management-Ethik» geforscht. Nun sind mit Ethik aber ganz unterschiedliche Erwartungen verbunden. Was verstehen Sie darunter?

Unternehmen sind keine moralfreien Räume. Hier geht es um Gesundheit am Arbeitsplatz, Verantwortung, den Umgang mit Ressourcen, Einhalten von Verträgen, Rechte und Pflichten, Transparenz und Fairness, niemandem zu schaden, Courage, Initiative und letztlich um Werte und die Verteilung von Wertschöpfung. Das sind alles moralische Begriffe in einem ökonomischen Kontext.


Welchen Stellenwert nimmt Wirtschaftsethik an der Universität Luzern ein als Kaderschmiede für Unternehmerinnen und Unternehmer von morgen?

Die Universität Luzern ist keine Kaderschmiede wie es etwa ein INSEAD in Paris, ein IMD in Lausanne oder die Harvard Business School in Boston sind. Das IMD Lausanne zum Beispiel orientiert seine Lernziele und Inhalte an konkreten, aktuellen Herausforderungen des Managements. Die Universität Luzern tut das auch, aber nicht nur. Bei uns gibt es auch Theologie und Philosophie, Kultur- und Sozialwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesundheitswissenschaften und Medizin. Die Hauptaufgabe der Universität Luzern besteht darin, spätere Entscheidungsträger so zu bilden, dass sie in der Lage sind, ihre zukünftigen Aufgaben sach- und menschengerecht und unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte anzugehen. Zudem ist für uns die entsprechende Forschung von zentraler Bedeutung.


«Wir sind fokussiert auf Menschen und Institutionen wie sie glauben und hoffen, denken und reden, regeln und kooperieren, entscheiden und handeln und gesund bleiben und gesundwerden wollen.»

Inwiefern hat sich die Wirtschaftsethik in den letzten Jahrzehnten verändert?

Die Thematik beschäftigt mich seit 1987. Damals konnte man wählen zwischen Wirtschaft oder Ethik. Es waren zwei Welten, die in den Köpfen der Menschen nicht zusammengehörten. Heute erkennen wir, dass ökonomische und ethische Fragen sehr stark verbunden sind. Moralisches Fehlverhalten ist teuer, korrektes Verhalten lohnt sich. Ökonomik und Ethik gehen Hand in Hand. Das schliesst nicht aus, dass es immer noch Konflikte gibt zwischen ökonomischer Rationalität und ethischer Legitimität.

Unter dem Schlüsselwort «sustainability», beziehungsweise Nachhaltigkeit, kamen vor der Jahrtausendwende ökologische Aspekte hinzu. Heute wissen wir, was sozial und ökologisch nachhaltig ist, ist auf Dauer auch wirtschaftlich vorteilig.


Wie wichtig ist Ökologie in der Zukunft?

Sie wird immer wichtiger, denn die ökologischen Ressourcen werden immer teurer und werfen damit automatisch wirtschaftliche Fragen auf. Wenn der Verbrauch oder die Art des Nutzens von ökologischen Ressourcen zu Lasten künftiger Generationen geht, wirft das zusätzliche ethische und politische Fragen auf.


«Die Uni Luzern hat die Aufgabe, aktuelle Fragen der Gesellschaft wie Nachhaltigkeit oder den ökologischen Fussabdruck zu untersuchen und Lösungen zu entwickeln. Diese Themen fliessen über die Forschung in die Lehre und in die Nachwuchsförderung ein.»

Welchen Beitrag leistet die Universität Luzern, um ihren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern?

An der Universität Luzern wird das Thema sorgfältiger Umgang mit den Ressourcen im Alltag gelebt, was in der Konsequenz einen Einfluss auf den ökologischen Fussabdruck hat. Der Standort nahe am Bahnhof begünstigt dies zum einen, indem die Universität einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Zum anderen produziert die Universität Luzern seit Juni 2020 ihren eigenen Luzerner Solarstrom. ewl hat die See-Energie Zentrale Inseliquai in Luzern komplett modernisiert und ab September 2020 wird die Uni Luzern weiterhin dank See-Energie ökologisch nachhaltig im Winter gewärmt und im Sommer gekühlt.

Die Universität Luzern hat sich verpflichtet, bis ins Jahr 2030 CO2-neutral zu werden mit der Unterzeichnung des Climate Emergency Letter im Rahmen der UN Climate Change Conference. Aktuell erfassen wir die Datengrundlage, damit wir eine nachhaltige CO2-Buchhaltung führen können.


Wie sehen die Unternehmen der Zukunft aus?

Ein Unternehmen wird in Zukunft digitaler, virtueller und globalisierter sein. Die Flexibilisierung nimmt unaufhörlich ihren Lauf und es wird Gewinner und Verlierer geben. Die Automatisierung und die Rationalisierung führen dazu, dass gewisse Berufsspektren zurückgehen werden. Zeitgleich entstehen neue Berufe. Diese Transformation von Berufsfeldern und Tätigkeitsfeldern ist aber nichts Neues.


Zur Person

Prof. Dr. Bruno Staffelbach ist in Luzern geboren und aufgewachsen. Seinen Lebensmittelpunkt als Rektor der Universität Luzern und Professor für Betriebswirtschaftslehre hat ihn wieder zurück zu seinen Wurzeln geführt. Seit 2016 steht er der Universität Luzern als Rektor vor. 2020 wurde er für weitere vier Jahre gewählt. Er ist Miliz-Brigadier der Schweizer Armee und engagiert sich seit 2011 im Vorstand des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes in Genf.


Alles im natürlichen Gleichgewicht

Der Vierwaldstättersee fasst rund zwölf Milliarden Kubikmeter Wasser. Laut dem Eidgenössischen Wasserforschungsinstitut (Eawag) wären pro Jahr bis zu 25 Prozent dieses Volumens – ohne negative Auswirkungen – verwertbar. Davon nutzt ewl im Endausbau lediglich 0,333 Prozent. Die See-Energie Zentrale Inseliquai in Luzern wurde 1984 in Betrieb genommen. Seit 2016 ist die Zentrale im Besitz von ewl und wird aktuell nach neuestem Stand der Technik saniert und ausgebaut. Seit Sommer 2020 ist die Zentrale in der Inbetriebsetzung und ab Herbst 2020 wird die komplette Zentrale in Betrieb genommen. Sie versorgt nebst der Universität Luzern die umliegenden Gebäude mit Kälte und Wärme.


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